DER ROSENKAVALIER von Richard Strauss wieder an der Wiener Staatsoper

Krassimira Stoyanova als edle Feldmarschallin im "Rosenkavalier" © Wiener Staatsoper / Michael Pöhn

Obwohl die Uraufführung 1911 an der Dresdner Semperoper stattgefunden hatte, wobei es ohne Unterstützung durch die Theaterlegende Max Reinhardt beinahe nicht dazu gekommen wäre, gilt diese „Komödie für Musik“ als die „wienerischte“ aller Opern, stammt doch der Text von Hugo von Hofmannsthal zur Musik von Richard Strauss tatsächlich von einem Wiener. Und es ist eine ungehinderte Faszination, die dieses nahezu symbiotisch von Strauss und Hofmannsthal kreierte Werk nach wie vor auf ein Publikum in der ganzen Welt ausübt. Die aktuelle, ebenfalls durch und durch wienerische Inszenierung des Werkes hat Regiealtmeister Otto Schenk (1930-2025) im Bühnenbild von Rudolf Heinrich und den Kostümen von Erni Kniepert 1968 für die Wiener Staatsoper, damals mit Leonard Bernstein am Dirigentenpult, erarbeitet. Eine Regieikone ist’s geworden, die 2010 vom Regiealtmeister noch selbst erneuert wurde. Nun steht das Meisterwerk in der 401.(!) Aufführung dieser Inszenierung am 12. Juni 2025 am Spielplan im Haus am Ring. In der an Komik reichen, präzise bis ins kleinste Detail gearbeiteten Inszenierung, die sowohl vollkommen im Einklang mit der Musik steht als auch Doppeldeutigkeiten des Textes betont und zahlreiche Verweisungen auf die Wiener Tradition enthält, ohne dabei je ins Vulgäre abzugleiten, besticht nach wie vor die ungemein subtile, wunderbar psychologisch verfeinerte Personenführung Otto Schenks, sitzt nach wie vor jede Pointe, gelingt jeder Auftritt.

Adam Fischer am Pult eines mit Herz und Seele musizierenden, sehr gut disponierten Staatsopernorchesters, nur die Hörner lassen Fischer bei seinem rasanten Dirigat hin und wieder im Stich, das all‘ seinen silbrigen Schimmer leuchten ließ und manche Rubati in den Streichern noch bewusster als sonst setzte, entfaltet an diesem Abend die ganze Herrlichkeit der strauss’sche Klangpalette. Seine Tempi schwankten gekonnt zwischen zügig rauschhaft und melancholisch innehaltend, seine sinnliche Interpretation ist zwischendurch mit ungarischen Paprika geschärft, und als ein ausgewiesener Könner am Pult, der er uneingeschränkt ist, streichelt Fischer das Orchester nahezu.

Auf der Bühne ist ein kompaktes wie homogenes Ensemble zu hören. Angeführt von der für die ursprünglich vorgesehene Lise Davidsen eingesprungene Krassimira Stoyanova als in reifer stimmlicher Blüte stehender, mit edler Sopranstimme ausgestattete Feldmarschallin Fürstin von Werdenberg, mit vornehmer Noblesse und höchst würdevoller Rollengestaltung bestechend, verkörpert Günther Groissböck den Baron Ochs von Lerchenau als saftig polternden, echten Don Juan vom Lande, dabei immer Kavalier bleibend: diese beiden erbringen die besten stimmlichen Leistungen des Abends. Emily D’Angelo ist optisch eine Pracht von einem Rosenkavalier, die Stimme sitzt in den ersten beiden Akten an diesem Abend leider nicht so richtig, ein leidenschaftlicher Octavian mit Jubelton hört sich anders an, im dritten Akt gelingen ihr am Schluss dann wunderbare Momente. Sabine Devieilhe singt Sophie Faninal mit innig zarter, silbriger Stimme, Adrian Eröd den gewohnt präsenten Herrn von Faninal. Als Annina und Valzacchi aufgeboten Stephanie Houtzeel und Norbert Ernst, Angel Romero als italienischer Sänger, Jenni Hietala als Leitmetzerin und Wolfgang Bankl als Polizeikommissar. Gänsehauteffekte entstehen im Terzett im dritten Akt, wenn sich die drei Frauenstimmen wundervoll harmonisch mischen, Lautstarke Zustimmung gibt es vom Publikum am Schluss vor allem für Adam Fischer, Krassimira Stoyanova und Günther Groissböck.

Themenschwerpunkte
Portait Thomas Rauchenwald
Thomas Rauchenwald
Autor des Blogs „Simply Classic“

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert