Tschaikowski zum Saisonfinale – Anna Netrebko und Yusif Eyvazov in PIQUE DAME

Anna Netrebko und Yusif Eyvazov zum Saisonfinale in PIQUE DAME © Wiener Staatsoper / Michael Pöhn

PIQUE DAME, Peter Iljitsch Tschaikowskis Oper in drei Akten mit dem Libretto von Modest Tschaikowski nach Alexander Puschkin stand in der letzten Aufführung der Saison 2024/2025 auf dem Programm der Wiener Staatsoper.

In der modernistisch angehauchten Inszenierung von Vera Nemirova, Einheitsbühnenbild: Johannes Leiacker, Kostüme: Marie-Luise Strandt, die im Oktober 2007 zur Premiere gekommen war und nun für eine Serie von vier Aufführungen wiederaufgenommen wurde, überzeugen weder Personenregie wie Personenführung, fragwürdig geraten auch nach wie vor Ästhetik und Ausdruck dieser Regiearbeit. Dem eher statischem Stück wird wenig Bewegung eingehaucht, sodass die Beziehungen der handelnden Personen untereinander und ihre nahezu abgründige Psychologie kaum offengelegt werden.

Den Neurotiker Hermann singt Yusif Eyvazov zwar enorm stark und technisch ungemein versiert, sein an diesem Abend in allen Lagen wenig ansprechendes Timbre bedeutet denn doch einen Wermutstropfen. Anna Netrebko ist eine berührende wie große Liebende Lisa, ihr großer, nach wie vor mit starken, leuchtenden Höhen ausgestatteter Sopran flackert an diesem Abend leider bisweilen gefährlich. Die Charakterstudie von Elena Zaremba als alter Gräfin bleibt überwiegend blass. Eine Freude ist es aber, dass die drei ProtagonistInnen ausschließlich aus russischen native-speakern bestehen, so auch der mit der besten Gesangsleistung des Abends mit großem, prächtig geführtem Bariton aufwartende Boris Pinkhasovich als Jeletzki. Martin Schebesta hat den Chor der Wiener Staatsoper gut einstudiert.

Am Pult des gut disponierten Orchesters der Wiener Staatsoper steht Timur Zangiev, der allzu pauschal auf Lautstärke statt auf differenzierte Dramatik setzt. Selbst der intensive Schluss der Oper, nachdem Hermann sein (Lebens)Spiel verloren hat und der Chor eindringlich verhalten seinen Abgesang anstimmt, bleibt musikalisch wenig eindringlich.

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Portait Thomas Rauchenwald
Thomas Rauchenwald
Autor des Blogs „Simply Classic“

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