Nach nur drei Aufführungen ist die Wiederaufnahmeserie von Leos Janàceks vorletzter Oper VEC MAKROPULOS an der Wiener Staatsoper leider auch schon wieder zu Ende.
Die vier letzten Opern Janàceks, die sogenannten „Kamila-Opern“, haben nur noch Spielfilmlänge, alle drei Akte, Dauer ungefähr 100 Minuten. Nur in ganz starken Momenten taugen sie zur Dehnung ihres Zeitablaufes, drängen permanent vorwärts. Dieser Sog sollte aber keinesfalls – wie jetzt im Haus am Ring – durch eine Pause nach dem zweiten Akt unterbrochen werden.
In der letzten Aufführung am 6. Dezember 2025 geht`s dennoch hoch her. Die musikalische Leitung am Pult des alle seine Vorzüge ausspielenden Orchesters der Wiener Staatsoper hat wieder Tomas Hanus und der setzt in den ersten beiden Akten, neben dem Auskosten der lyrisch fließenden, weichen Seiten von Janáceks Partitur, auch auf Biss und Dramatik. Im dritten Akt, wo die hymnisch gesteigerte Musik, von tiefer Leidenschaft geprägt, ihre letzten Stadien erreicht, dominieren dann kantige Härte und unerbittliche Schärfe. Unter den letzten, peitschenden Orchesterschlägen brausen die Streicher nur so, man vermeint, den Klang einer riesigen Orgel zu vernehmen, Janàcek hat die „Königin der Instrumente“ geliebt.
Was die Phonation betrifft, gelingt Marlis Petersen in der Titelrolle der Emilia Marty sogar noch eine Steigerung gegenüber vergangenem Samstag. Hart und zynisch ist diese Frau, hat aber immer wieder auch große, gefühlvolle Momente. Dieses Wechselspiel an Emotionen setzt sie, wiederum darstellerisch und gesanglich ungemein bewegend, auch an diesem Abend um. Zum Höhepunkt der Aufführung – und des Werkes, es muss so sein – gerät erneut ihr großer Schlussmonolog, wo ihr gleißender Sopran, der nach feurigem Eis klingt, nicht nur gegen die Orchesterwogen kämpft, sondern aufblüht und ungemein zu berühren vermag. Darstellerisch gelingt ihr der Spagat zwischen gebrochener Frau und mondäner Operndiva nahezu perfekt.
Neben Frau Petersen als Singdarstellerin allerersten Ranges im Zentrum der Aufführung ist Bo Skovhus als Jaroslav Prus an diesem Abend darstellerisch zwar der handlungsgerechte Gegenspiele der Marty, sein Bariton schwächelt stimmlich aber ein wenig, sodass die eigentliche männliche Hauptrolle der Oper, Albert Gregor, was die Männerstimmen betrifft, dieses Mal dominiert: Pavel Cernoch stattet den Urururenkel der Marty mit leidenschaftlich leuchtendem Tenor aus. Aus der übrigen Besetzung ragt Wolfgang Bankl als bassstarker Dr. Kolenaty heraus. Publikumsjubel am Schluss.