Die Musikwelt gedenkt 2025 des 50. Todestages von Dmitrij Schostakowitsch. Nach dem ersten Violinkonzert voriger Woche beim Gastspiel des Boston Symphony Orchestra erklingt nun im Wiener Musikverein im 7. Konzert im Zyklus „Die große Symphonie“ das Violinkonzert Nr. 2 cis-moll op. 129 – David Oistrach gewidmet und von ihm mit Kirill Kondrashin im September 1967 uraufgeführt, das letzte Instrumentalkonzert des Komponisten. Dieses Werk geht, charakteristisch für die späte Schaffensphase von Schostakowitsch, in der Abkehr vom Virtuosen und Rhapsodischen noch einen Schritt weiter. Der Solopart darin stellt quasi eine seelenvolle Arie ohne Worte dar, es dominiert eine bedrohliche Einsamkeit, ja schmerzvolle Verlassenheit, und ist das Werk bei der deutschen Geigerin Isabelle Faust in sehr guten Händen. Ihr harsch karges Spiel auf ihrer Stradivari „Sleeping Beauty“ aus dem Jahr 1704 würde zwar hin und wieder etwas mehr Druck auf den Bogen für einen im Gesamtem saftigeren Klang vertragen, entspricht aber dem Charakter des auf den ersten Eindruck vielleicht etwas sperrigen Werkes. Bei genauem Hinhören entdeckt man in ihrer Interpretation aber den musikalisch breiten Ansatz des Werkes, die Elegie des ersten Satzes, besonders den ergreifend lyrischen Gesang des Mittelsatzes und den geistreichen Witz des grotesk abgründigen Final-Rondos, wo die Solistin ihr Instrument werkimmanent richtig traktiert und in ein atemberaubendes Konzertieren mit dem nicht groß besetzten Orchester tritt. Isabelle Faust und die hervorragend disponierten Wiener Symphoniker unter Alain Altinoglu provozieren damit im Konzert am 14. Mai 2025 heftigen Applaus, dem noch eine Zugabe folgt, und zwar von Nicola Matteis d.J. die Fantasia in c-Moll, „Con discretione“. Vor dem Violinkonzert gab’s zum Auftakt ein vom Orchester besonders farbig wie stimmig musiziertes Vorspiel zur Oper „Chowanschtschina“ von Modest Petrowitsch Mussorgskij, zu der Schostakowitsch die Orchestrierung besorgt hat.
Nach dem russischen ersten Teil folgt nach der Pause ein französischer zweiter Teil, wo Alain Altinoglu mit zwei absoluten „Reißern“ des Repertoires zu begeistern vermag. In „La mer. Trois esquisses symphoniques pour Orchestre“ von Claude Debussy dominieren in dieser Wiedergabe besonders die elemantaren Naturgewalten der See und erklingt zum Schluss „La valse. Poème chorèographique pour Orchestre“ von Maurice Ravel als betont machtvolle Apotheose des Tanzes, wo der exzellente Dirigent, der glücklicherweise in der nächsten Saison auch wieder an der Wiener Staatsoper dirigieren wird, den bedrohlichen Endzeitcharakter des Werkes nahezu überdeutlich herausarbeitet.