Das Hagen Quartett mit Haydn, Debussy und Beethoven im Wiener Konzerthaus

Das Hagen Quartett im Wiener Konzerthaus © Thomas Rauchenwald

Zu Beginn des zweiten Konzertes in ihrer Abonnementreihe im Mozart-Saal am 18. April 2024 im Wiener Konzerthaus gibt das Hagen Quartett das Streichquartett d-moll Hob. III/76, das 1797 entstandene sogenannte „Quintenquartett“ zum Besten, wobei das Quartett seinen Beinamen der ständigen Präsenz der leeren Quinten im ersten Satz verdankt. In nahezu perfekter Harmonie wie aufeinander abgestimmter Spielkultur präsentiert sich die Formation bereits zu Beginn des Abends bei einem Werk, das in Aufbau und Gestaltung bereits in beethoven’sche Regionen führt.

Als zweiter Programmpunkt erklingt dann das 1893 entstandene Streichquartett g-moll op. 10 von Claude Debussy, dem einzigen Werk dieser Gattung überhaupt aus der Feder des Komponisten, das als die Krönung seines Frühwerkes gilt. Der fein lyrische Fluss, mit dem das Hagen Quartett dieses schöne, bereits durch und durch impressionistische Werk interpretiert, wird nach dem dritten Satz unterbrochen, weil ein Zuhörer aus dem Saal krankheitsbedingt abtransportiert werden musste.

Nach der Pause dann eines der Gipfelwerke der Quartettliteratur überhaupt, das Streichquartett cis-moll op. 131 von Ludwig van Beethoven, entstanden 1825 bis 1826. Von der traditionellen viersätzigen Form weicht dieses für Ausführende wie ZuhörerInnen gleichsam fordernde Werk mit seinen sieben Teilen am meisten ab. Das Scherzo ausgenommen, reihen sich im gesamten Quartett die Sätze zu Paaren: Fuge und Allegro, Rezitativ und Aria mit Variationen, Scherzo, langsame Einleitung und Finale. Der warme, fein austarierte Gesamtklang und das betont vibratoarme Spiel der Formation lässt dieses Werk in ungewohntem Licht erscheinen. Klar, transparent, stromartig gesteigert wird da musiziert und gipfelt die Interpretation in einem ungemein energischen, höchst dramatisch gestalteten, finalem Allegro: Dieser Satz wurde von Wilhelm von Lenz als „Ankerauswerfen im Zeit-, Raum- und Sorgenlosen Jenseits„, von Richard Wagner hingegen als „Tanz der Welt selbst“ bezeichnet. Eine Zugabe erübrigt sich bei diesem gigantischen Stück, der Jubel des Publikums fällt lautstark aus.

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Portait Thomas Rauchenwald
Thomas Rauchenwald
Autor des Blogs „Simply Classic“

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