Christian Thielemann mit Wagner und Brahms im philharmonischen Abonnement

Christian Thielemann wird zum Ehrenmitglied der Wiener Philharmoniker ernannt © Thomas Rauchenwald

Nachdem Kirill Petrenko aus gesundheitlichen Gründen sein Dirigat für das siebente Abonnementkonzert der Wiener Philharmoniker mit Werken von Ottorino Respighi kurzfristig absagen musste, hat Christian Thielemann spontan die Konzerte mit geändertem Programm übernommen.

Im ersten Teil standen Werke von Richard Wagner auf dem Programm. Zunächst das Vorspiel zur Oper „Lohengrin“ WWV 75. Beim Hören dieser ungemein ätherischen Wiedergabe denkt man unwillkürlich an den Konzertwalzer „Sphärenklänge“ op. 235 von Josef Strauss, selbst ein bekennender Wagnerianer. So fein gesponnene, silbrige Fäden der geteilten Streicher hört man nicht oft und selten stellt sich wirklich dieser von Friedrich Nietzsche mit „blau von opiatischer, narkotischer Wirkung“ beschriebene Zustand dieser vom Orchester flirrend, schwebend gespielten Musik ein wie an diesem philharmonischen Vormittag am 21. April 2024: Das Wiener Publikum darf sich jetzt schon auf die bevorstehende Serie von Aufführungen dieser romantischen Oper an der Wiener Staatsoper ab Ende April unter der Leitung desselben Dirigenten freuen. Weiter geht`s mit Vorspiel und Liebestod aus „Tristan und Isolde“ WWV 90. Sehrendes Verlangen, innere Glut, hoffnungslose Liebe des Vorspiels, Verklärung, Erfüllung des Sehnens, Vereinigung in ungemessenen Räumen des Liebestodes – was Wagner selbst aus dieser Musik heraushören wollte, erfüllt die Wiedergabe des in allen Instrumentengruppen prächtig disponierten Orchesters unter der Leitung von Christian Thielemann, der das Orchester seit dem Jahr 2000 dirigiert und mit dem sich eine tiefe Verbundenheit in einer von gegenseitigem Vertrauen geprägten Beziehung in all‘ den Jahren entwickelt hat.

Wie in den Konzerten für die Gesellschaft der Musikfreunde am vergangenen Wochenende lag nach der Pause die Symphonie Nr. 2, D-Dur, op. 73 von Johannes Brahms auf den Notenpulten, weshalb ich diesbezüglich auf meine Rezension vom 14. April 2024 auf diesem Blog verweisen darf. Spannend aber, dass bei der Wiedergabe am heutigen Sonntag mehr düstere Töne durchklingen als vergangenes Wochenende und man wirklich auch den „Trauerrand“ der Partitur, den Brahms selbst angesprochen hat, bei diesem an sich lichten, hellen Werk deutlicher durchhört. Auch kommt manches Piano noch leiser daher und manche der von Thielemann besonders geliebten Rubati noch spannender. Der vierte Satz gerät dann noch rasanter, noch jubelnder als beim letzten Mal, den Publikumsjubel nahezu provozierend.

Im Anschluss an das Konzert wird Christian Thielemann vom Orchestervorstand Daniel Froschauer die Ehrenmitgliedschaft der Wiener Philharmoniker verliehen.

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Portait Thomas Rauchenwald
Thomas Rauchenwald
Autor des Blogs „Simply Classic“

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