Bevor die Wiener Philharmoniker zur traditionellen „Philharmoniker-Woche“ nach New York aufbrechen, stand im sechsten Abonnementkonzert der laufenden Saison am 23. Februar 2025 ihr Lieblingsdirigent, der das Orchester auch in den drei Konzerten in der Carnegie Hall dirigieren wird, am Pult – Riccardo Muti.
Einen „Roman in vier Bänden von Jean Paul“ wegen „ihrer himmlischen Längen“, bezeichnete sie Robert Schumann, dieses Werk „trägt den ewigen Jugendkeim in sich“, wie er weiter bemerkte: Die Rede ist von der Symphonie Nr. 8, C-Dur, D. 944, Grosse C-Dur, von Franz Schubert, entstanden 1825/1826, 1838 eben von Schumann in Wien entdeckt, uraufgeführt 1839 in Leipzig, zwölf Jahre nach Schuberts Tod, von Felix Mendelssohn-Bartholdy, die Riccardo Muti als Hauptwerk auf das Programm dieser philharmonischen Matinee setzt.
Im Zentrum seiner Interpretation steht die rätselvolle, kräftige Melodik des Werkes, die immer wieder zu überwältigenden Ergebnissen führt. Nie die riesige Form aus den Augen verlierend, führt er das blendend aufgestellte Orchester souverän durch das großartige Werk, das als Bindeglied zwischen der Symphonik Beethovens und Bruckners steht. Das geordnete, klare, schöne Ebenmaß, das Schubert vorgeschwebt sein mag, wird von Muti und dem herrlich aufspielenden Orchester in seiner ganzen, grenzenlosen Fülle vollends erfasst: Genau so möchte man das Werk hören. Im Herbst seines erfüllten Dirigentenlebens angelangt, vernachlässigt Muti aber auch nicht die tiefschürfenden Abgründe der Komposition, sprich, das Österreichisch-Geschmeidige von Schuberts ergreifender Melodik wird niemals sentimental, tiefer Ernst prägt diese Interpretation ebenso wie deren sonnendurchflutende Ausgelassenheit, versinnbildlicht durch den von schwebender Leichtigkeit geprägten Klang des Orchesters. Öffnet sich die Schwere des Werkes vor allem im zweiten Satz, wo Muti das Orchester in wehmütiger Melancholie schwelgen lässt, erklingt das Finale als riesiges, unerschöpfliches Frühlingsfest, betont der immer noch ungemein vitale Dirigent den übermütig fließenden Lauf der Musik. Muti geht, wo es die Musik verlangt, aber auch analytisch ins Detail: die Ländlerweise im dritten Satz weist bereits in die Zukunft zu den elegisch schwebenden Walzern von Joseph Strauss – kaum ein anderer Dirigent arbeitet diesen Umstand so überdeutlich heraus wie er, dessen fulminanter Abschlag unmittelbar in grenzenlosen Publikumsjubel zum Schluss dieses Abonnementkonzertes mündet.
Vor der Pause waren noch das für die Pariser Weltausstellung komponierte Orchesterstück Contemplazione. Preludio per orchestra, op. 26 von Alfredo Catalani sowie das zwischen 1928 und 1934 entstandene Divertimento. Sutite aus dem Ballett Le Baiser de la fée, von Igor Strawinsky programmiert. Auch diese beiden unproblematischen – das erste zu elegischer Stimmung, das zweite zu Romantisierung wie Popularisierung in seiner Hinwendung zu Tschaikowsky neigend – Werke sind bei Riccardo Muti und den Wiener Philharmonikern in besten Händen.
Kommentare
Danke ,daß Sie dabei waren !
Mir war es leider nicht mehr vergönnt.Ich mußte am 20.2.25 wieder nach Hause in profanere Gefilde ,weil mein Urlaub zu Ende war
Aber genauso stelle ich es mir vor ;
ich sehe es förmlich vor mir und höre es mit meinem inneren Ohr,mit meinem Herzen und meiner Seele.
Es kann gar nicht anders gewesen sein.
Mit vielen Grüßen
bis zum nächsten von uns beiden besuchten Konzert
mit Maestro Muti in Salzburg
Sabine Jesch