„Wie Glanz vom alten Gold“ hatte Herbert von Karajan einmal über die Sächsische Staatskapelle Dresden gesagt und diesen einzigartigen, herrlichen Klang pflegt das Orchester von Generation zu Generation, so auch zu hören im Wiener Konzerthaus am 23. Mai 2025 im Zyklus Virtuos!
Am Pult von einem der ältesten und traditionsreichsten Orchester der Welt steht der russische, aus Nordossetien stammende Dirigent Tugan Sokhiev – und man war gespannt auf seine Interpretation der Symphonie Nr. 7 E-Dur WAB 107, Edition: Leopold Nowak, im zweiten Teil des Konzertes nach der Pause gespielt wurde.
Und der ohne Stab musizierende Dirigent findet einen durchaus überzeugenden Zugang zu Bruckners Symphonik. Weit geatmete Bögen prägen seine Interpretation, die vor allem im zweiten und vierten Satz auch hochgradig spannungsgeladen daherkommt. Das Orchester kann alle seine Qualitäten vollends ausspielen, vor allem den dunkel schimmernden Streicherglanz und das runde Blech, wobei die Hörner bisweilen nicht intonationsgenau klingen. Diese geringfügigen Einschränkungen prägen aber das Gelingen der Interpretation im Gesamten nicht, das Publikum reagiert zu Recht mit starkem Applaus.
Einen Höhepunkt der besonderen Art setzt im ersten Teil des Konzertes vor der Pause die argentinische Cellistin Sol Gabetta, die gemeinsam mit den Dresdnern und Tugan Sokhiev das Konzert für Violoncello und Orchester Nr. 1 Es-Dur op. 107 von Dmitri Schostakowitsch zum Besten gibt. Gekennzeichnet ist ihr ungemein starkes Cellospiel von einer bemerkenswerten Intensität, die jedoch nie in Aggressivität verfällt, leidenschaftlich, glühend. Wie viele andere Werke aus der Feder von Schostakowitsch besitzt dieses Konzert einen existenziellen Tiefgang, der vom Widmungsträger Mstislav Rostropovich vollends erfasst wurde, weshalb viele InterpretInnen versuchen, dessen Aufführungspraxis nachzuahmen. Sol Gabetta tut das nicht und findet ihren ganz eigenen, brillanten wie tiefschürfenden Zugang. Technisch steht sie über den Dingen, begeistert auf ihrem herrlichen Instrument, dem berühmten „Bonamy Dobree-Suggia“-Cello von Antonio Stradivari aus 1717, mit ruppig-harten genauso wie mit schwelgerisch wunderschönen Tönen. Das Instrument ist stets höchst präsent, verliert sich nie im Klang des Orchesters, das rhythmisch präzise begleitet und mitgestaltet. In der Kadenz zeigt Sol Gabetta ihre ganze Virtuosität, sei es in den Akkorden, den schnellen Tempi sowie dem Spielen in den allerhöchsten Lagen des Cellos. Atemberaubend geraten auch Leichtigkeit, Klarheit und Eleganz ihres Spiels, das durch einen großartigen Celloton geprägt ist – wo gefordert, substanzreich, schwerelos, wo notwendig. Besonders der zweite Satz hinterlässt den stärksten Eindruck, weil als tiefgehende Meditation vorgetragen. Nach dem obligaten Publikumsjubel nach dieser Spitzeninterpretation gibt es noch eine Zugabe: Nana, „Wiegenlied“, aus Siete canciones populares espanolas Nr. 5 von Manuel de Falla.