Vor beinahe 50 Jahren, konkret im Juni 1975, hat Riccardo Muti als Dirigent in den Abonnementkonzerten der Wiener Philharmoniker debütiert und ist seither auf das Engste mit dem Orchester verbunden.
Am Programm des ersten von Muti geleiteten Abonnementkonzertes stand damals die Symphonie Nr. 9, e-moll, op. 95, Aus der Neuen Welt, von Antonin Dvoràk, 1893 in der Carnegie Hall in New York uraufgeführt – und erklingt dieses Werk nun wieder in der 4. Soirèe des Orchesters in der laufenden Saison am 18. Februar 2025 im Wiener Musikverein. In der ungemein gesang- wie klangvollen Wiedergabe ist vom Anfang bis zum Ende die Begeisterung, Hingabe und tiefgehende, innere Anteilnahme dieses Dirigenten auch zu einem Werk, das nicht so häufig in seinen Konzertprogrammen auftaucht, zu spüren. Das Orchester entfaltet unter seiner Stabführung seine ganze, hinreißende Klangpracht wie erstklassige Orchesterkultur, weshalb eine hervorragende Wiedergabe eines Ohrwurmes der symphonischen Literatur schlechthin zu erleben war. Daneben brilliert Muti auch mit perfekter Schlagtechnik und entsteht so eine auf ihre Art vollendete Interpretation, melancholisch wehmütig, bei der das böhmische Idiom dieser Musik an diesem Abend nicht so stark zu vernehmen ist, dafür aber die blühende Melodik, wozu der Komponist von Negro-Spirituals und Weisen indigener Ureinwohner Nordamerikas angeregt wurde.
Vor der Pause stand die Symphonie Nr. 41, C-Dur, KV 5551, Jupiter, von Wolfgang Amadeus Mozart, vermutlich 1789 im Gewandhaus in Leipzig uraufgeführt, auf dem Programm. Nun, Mozart möge heute anders dirigiert werden: Riccardo Muti beharrt – überzeugend – auf seinem romantischen Zugang zu dieser kostbaren Musik und man hört so einen Mozart vom Feinsten, der überaus flüssig, stark dynamisch akzentuiert, inspiriert, spannend, mit überzeugenden Tempi daherkommt. Eine Konkurrenz zu Interpretationen auf zeitgenössischen Instrumenten kommt dabei nicht auf: In derartig apollinischer Schönheit, gespielt von einem großen, herrlich aufspielenden Orchester, muss Mozart erst einmal interpretiert werden.
Kommentare
Kommentar 2.
Sehr geehrter Herr Rauchenwald,
da das Schicksal es mit mir gut gemeint hat,hatte ich die Gelegenheit ,ohne Abonnent zu sein, noch in den Genuß diese Konzertes zu kommen.Zwar nicht im Parterre 2 Reihe ,wie in den 2 vorangegangenen Konzerten, wo ich die phantastische non verbale Kommunikation und so aussagekräftige Mimik des Maestro gegenüber den Musikern beobachten konnte,sondern von einer Rangloge aus .Da ich nach der Pause dann doch aufstand,konnte ich Maestro Muti dann doch noch
“ bei seiner Arbeit“verfolgen und an seiner Schlagtechnik, Verschmelzung mit der Musik und deren phänomenalen Visualisierung teilhaben.Es war eine reine Freude ihm dabei zuzusehen.
Nach meinem Empfinden arbeitete er das typ.böhmische Klangbild gut heraus .Da meine Eltern aus dem Sudetenland / Österreichisch Schlesien stammten,ist mir dieser Klang sehr vertraut und zauberte ein Lächeln auf meine Züge.
Daß es vielleicht hätte stärker zum Tragen kommen können ,mag sein.
Dazu müßte ich diese Symphonie öfter gehört haben .Öfter gehört habe ich allerdings wieder Mozarts
“ Jupiter“ unter Muti,der auch ein hervorragender Mozart – Dirigent ist .
Auch wenn ihm immer wieder vorgeworfen wird ,Mozart nicht mehr zeitgemäß zu dirigieren oder eine Aufführung auf Originalinstrumenten zu bevorzugen ist,muß ich dem vehement widersprechen.Original-
Instrumente lassen nicht immer die nötige Interpretation zu.
Zeitgemäß hin oder her.Dem einen gefällt es so,dem anderen so.Doch finde ich ,daß Muti eine exemplarische Interpretation bietet,die unerreichbar ist und mit Originalinstrumenten nie erreicht werden würde.Es ist gut,daß er nicht auf diesen “ Zug“ aufspringt und bei seiner Überzeugung bleibt,wie er es schon immer getan hat.So wird Mozart in elegantem Klang erklingen.
So muß es sein!
Nochmals mit freundlichen Grüßen
Sabine Jesch