Seit 2021 als Chefdirigent beim hr-Sinfonieorchester Frankfurt tätig, geht der französische Dirigent mit armenischen Wurzeln, Alain Altinoglu, vor kurzem auch im Abonnement der Wiener Philharmoniker zu erleben, mit seinem Frankfurter Orchester in der aktuellen Saison auf Tournee und gastiert vor Weihnachten auch noch im Großen Musikvereinssaal in Wien – mit einem leider viel zu selten auf dem Programm stehenden, eindringlichen, beindruckenden Werk: JEANNE D’ARC AU BUCHER.
Das dramatische Oratorium in elf Szenen und einem Prolog nach Worten von Paul Claudel mit der Musik von Arthur Honegger erzählt – ausgehend vom Tag der ihrer Hinrichtung in Rouen am 30. Mai 1431 – das Schicksal der Jeanne d’Arc, der Johanna von Orlèans, in einer Folge realer, teils imaginierter Szenen im Rückblick. Claudels Text erhält seine musikalische Entsprechung in einer enorm stilbreiten Partitur mit kammermusikalischen, monumentalen und volksmusikalischen Elementen: Gesprochene Sequenzen stehen dabei neben Chorgesang und melodramatischen Gesangspassagen, eingängige Musik neben artifizieller Polyphonie.
Sowohl das sehr gut aufgestellte Orchester als auch die Chöre – der Singverein der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien unter der künstlerischen Leitung von Johannes Prinz auf dem Podium und die Wiener Chormädchen unter Kapellmeister Stefan Foidl auf der Orgelempore – verwirklichen diese hohe musikalische Bandbreite unter dem stilvollen, souveränen, expressiven Dirigat von Altinoglu gleichsam famos wie furios. Textorientiert und spannungsgeladen dirigiert, kompakt wie aus einem Guss durchgezogen, entfaltet das vielschichte Werk in knappen 70 Minuten seine volle, zwingende Wirkung.
Dass der Abend zum Ereignis wird, liegt – neben Altinoglu und dem großartigen Sprecher Èric Gènovèse, seit 1993 Mitglied der Comèdie-Francaise, als Frère Dominique – vor allem an der überragenden Oscarpreisträgerin Marion Cotillard als Jeanne d’Arc. Die bewegende, höchst emotionale, tränenbeseelte Gestaltung und der gekonnte sprachliche Vortrag in wunderbarem Französisch der zwei Gesichter der Protagonistin, einerseits unschuldiges Bauernmädchen, andererseits leidenschaftlich liebende, aufopfernde Kriegsheldin finden, neben den starken Dialogen mit Frère Dominique, vor allem in der letzten, elften Szene „Johanna in den Flammen“ ihren großartigen Höhepunkt. Herzzerreißend, erschütternd, wie die fulminante Schauspielerin die Sequenz „Stärker als die eiseren Keten sind die Ketten der Liebe!“ förmlich herausschreit …
Nach einem zauberhaft sphärischen Ausklang, der Altinoglu am Pult mit seinem Orchester gelingt, folgt ein Moment der Stille, dann gibt es Jubel vor allem für die berührende Protagonistin.