Ein ungewöhnliches Raritätenprogramm im „Philharmonischen“ unter Jakub Hrusa

Jakub Hrusa, Dirigent des 3. Abonnementkonzertes der Wiener Philharmoniker 2025/26, dem Orchester seit 2019 verbunden © Dieter Nagl

Den Rahmen des dritten Abonnementkonzertes der Wiener Philharmoniker in der laufenden Saison bilden die Paare Nation und Volkskultur, Krieg und Grenzen, Heimat und Exotismus, Geschlechterrollen und Kulturkämpfe. Im ersten Teil des Konzertes unter der Leitung von Jakub Hrusa, der alle vier Werke schon oft dirigiert hat, stehen Kompositionen von Komponisten aus Ungarn, im zweiten Teil Kompositionen von Komponisten aus Tschechien.

Dass der Dirigent zu allen Werken eine tiefe Beziehung hat, hört man. Und man sieht dem Orchester auch an, mit welcher Freude es auch einmal Werke abseits gängiger Pfade im philharmonischen Abonnement zu spielen bereit ist, mit dem Dirigenten scheint bereits vertrautes Einvernehmen zu bestehen.

Zu Beginn ein höchst originelles Werk, GALANTAI TANCOK (TÄNZE AUS GALANTA) von Zoltan Kodaly, nach einer Sammlung von Ungarischen Tänzen von Zigeunern aus Galanta, sehr inspiriert gespielt, die klanglichen Raffinessen auskostend. Als starker Kontrast dann noch vor der Pause das gewiss schärfste, schroffste Werk dieser Matinèe, die Ballett-Suite A CSODALATOS MANDARIN (DER WUNDERBARE MANDARIN) op. 19 von Bela Bartok. Harmonik, Melodik, Instrumentation dieses Stückes sind ganz dem Rhythmus untergeordnet, die höchst expressiv dirigierte Wiedergabe verfehlt seine Wirkung beim Publikum nicht.

Ruhiger wird es im ersten Stück nach der Pause, HOLOUBEK (DIE WALDTAUBE), Symphonische Dichtung op. 110 von Antonin Dvorak, ein subtil instrumentiertes Stück, dessen feine Wiedergabe zu berühren vermag. Dieser der Folklorik verbundenen Musik folgt im letzten Werk brutaler Realismus, wenn die Formation unter der kundigen Leitung TARAS BULBA, Rhapsodie für Orchester, von Leos Janàcek in den Großen Musikvereinssaal zwischendurch so richtig hineinhämmert, was Wesen und Charakter dieses am Schluss groß aufbrausenden Werkes voll und ganz entspricht.

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Portait Thomas Rauchenwald
Thomas Rauchenwald
Autor des Blogs „Simply Classic“

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