Die Romantik stößt an ihre Grenzen – Franz Welser-Möst im philharmonischen Abonnement

Franz Welser-Möst und die Wiener Philharmoniker nach dem Abonnementkonzert © Thomas Rauchenwald

Bevor die Wiener Philharmoniker unter Franz Welser-Möst zu ihrer Tournee in die USA mit Konzerten in der Carnegie Hall in New York, in Naples und in West Palm Beach aufbrechen, werden die Programme traditionell auch dem Wiener Publikum präsentiert. Gab es am vergangenen Donnerstag im Konzerthaus Gustav Mahlers IX. Symphonie zu hören, wurden im philharmonischen Abonnement am 25. Februar 2024 im Musikverein unter dem Motto „Tradition und Moderne“ stehende, vier exquisite, nicht alltägliche Werke gegeben. Laut Franz Welser-Möst waren, nachdem die Romantik an ihre Grenzen gestoßen war, Künstler auf der Suche nach neuen Ausdrucksmöglichkeiten, wie im Programmheft zu lesen ist, und boten denn die ersten dreißig Jahre des 20. Jahrhunderts im Wesentlichen eine Vielfalt an Formen.

Den Auftakt macht an diesem Vormittag als Erstaufführung bei den Wiener Philharmonikern überhaupt die „Konzertmusik für Blasorchester“, op. 41, für Bläser und Schlagwerk von Paul Hindemith – Gebrauchsmusik, womit der Komponist zeitgenössische Musik mit Militärmusik verbinden wollte. Die einfache, aber nicht simple Musik wird von den Bläsern der Wiener Philharmoniker in ihrem ganzen speziellen, wunderbaren runden Klang wiedergegeben, akzentuiert von den Perkussionsinstrumenten unterstützt.

Vor der Pause geht es noch weiter mit Richard Strauss‘ „Sinfonische Fantasie“ aus Die Frau ohne Schatten, o. op., AV 146, wo einige Passagen aus der Oper herausgenommen und zu einer großen sinfonischen Dichtung verarbeitet werden. Das Werk wird in den Abonnementkonzerten erstaufgeführt, die Wiener Philharmoniker, vollkommen im Einklang mit Welser-Möst, der stark auf Flüssigkeit setzt, verzaubern, ja bestechen durch schimmernden Glanz, mit leuchtender Durchsichtigkeit ihres herrlichen Orchesterklanges.

Nach der Pause zunächst die nur vermeintlich sperrig spröden „Variationen für Orchester“, op. 31, aus der Feder von Arnold Schönberg, der in diesem Jahr seinen 150. Geburtstag feiert. „Die Variationen für Orchester sind schwer zu spielen, aber nicht schwer zu hören!“ – so wieder der Dirigent über das Werk, vor allem, wenn wie mit so fulminanter, an Präzision kaum zu überbietender Schlagtechnik und einem Höchstmaß an Transparenz dirigiert, wie von ihm. Sinnlichkeit regiert die Wiedergabe, an eine strenge Zwölftonreihe denkt man dabei nicht.

Und zum Schluss dieser Matinee peitscht ein nahezu entfesselter Franz Welser-Möst zur lautstark bekundeten Freude des Publikums sogartig „La Valse. Poéme choréographique pour orchestre“ von Maurice Ravel in den Goldenen Saal des Wiener Musikverein. Danach bedankt sich auch das Orchester besonders herzlich bei seinem Dirigenten.

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Portait Thomas Rauchenwald
Thomas Rauchenwald
Autor des Blogs „Simply Classic“

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