Anlässlich seines achtzigjährigen Bestehens absolviert das renommierte Philharmonia Orchestra aus London neben einer Tournee durch die USA und durch Korea einige Auftritte in Europa, wo es am 14. Oktober 2025 unter seinem Chefdirigenten seit 2021, Santtu-Matias Rouvali, im Rahmen des Zyklus Meisterinterpret:Innen II auch im Musikverein Wien gastiert.
Das Konzert beherrscht eine strikte Tonartendramaturgie mit herausragenden Werken in Es-Dur, der hellklingend, heroisch ernsten Tonart. Bekannt als einer der weltweit führenden Klangkörper, waren die Erwartungen an das Orchester wie auch an seinen Chefdirigenten und den Solisten Vikingur Olafsson am Steinway-Flügel – zwei der bedeutendsten Künstler ihrer Generation – entsprechend hoch.
Doch enttäuscht bereits der Auftakt mit dem Konzert für Klavier und Orchester Nr. 5 Es-Dur op. 73 von Ludwig van Beethoven, das durch übertriebenen Pedaleinsatz großteils verwaschen und schwammig daherkommt. In breiten, mitunter zähflüssigen Tempi donnert der Steinway zwar majestätisch, die dem Werk innewohnende heroische Grandezza im ersten und dritten Satz bleibt jedoch genauso wie die kantable Innigkeit des zweiten Satzes weitgehend auf der Strecke, Olafsson schafft es nicht, bei aller Virtuosität und Pranke, dem Werk entsprechend gerecht zu werden. Zwei Zugaben von Johann Sebastian Bach – Sarabande aus der Französischen Suite Nr. 6 E-Dur BWV 817 und der zweite Satz aus der Sonate für Orgel Nr. 4 BWV 528, für Klavier bearbeitet von August Stradal – beschließen den ersten Teil.
Perkussive Rhythmik fordert die Formation gleich zu Beginn des zweiten Konzertteils, wenn „Si el oxigeno fuera verde“ für Orchester von der im Saal anwesenden Gabriela Ortiz nicht uncharmant zum Besten gegeben wird. Leider trägt die Eigenart dieses zeitgenössischen Werkes nicht dazu bei, dass die Gäste aus London die den Abend beschließende Symphonie Nr. 5 Es-Dur op. 82 von Jean Sibelius wirklich idiomatisch zum Klingen bringen.
Rouvali kennt zwar den Schlüssel zum Universum seines Landsmanns Sibelius, was er mit einer beeindruckenden Aufnahme bereits unter Beweis gestellt hat, und hat die Symphonie auch technisch voll im Griff. Allein die spezifische Atmosphäre dieser Musik will sich an diesem Abend leider nicht so recht einstellen. Rouvali bemüht sich zwar, das Werk mit einer gestischen, klangintensiven, kraftvollen Darstellung wirkungsvoll zu Gehör zu bringen: seine Deutung von Sibelius‘ Meisterwerk gerät rauschhaft jugendlich, überschwänglich. Die satte Herbheit und Weite der Musik wird and diesem Abend jedoch nur teilweise erfasst, die getragene Naturmystik des Werkes weicht einer romantisch überschwänglichen Darstellung. Enden wollender Applaus im Musikverein, dennoch gibt es zwei Zugaben: „Valse triste“ op. 44/1, von Jean Sibelius, und „Eine Fahrt durch Moskau“, von Dmitrij Schostakowitsch.