Yannick Nezet-Seguin dirigiert Richard Wagner in Salzburg mit großem Klang

Yannick-Nezet-Seguin, John Relyea, Stanislas de Barbeyrac, Elza van den Heever und die Wiener Philharmoniker in Salzburg © SF/Marco Borrelli

Der aus Kanada stammende Dirigent Yannick Nezet-Seguin steht bei den Wiener Philharmonikern hoch im Kurs und wird am 1. Januar 2026 auch das traditionelle Neujahrskonzert dirigieren. Der Musikdirektor der Metropolitan Opera New York, des Philadelphia Orchestra und des Orchestre Metropolitain Montreal hat für sein Orchesterkonzert mit den „Wienern“ im Rahmen der Salzburger Festspiele am 23. August 2025 ausschließlich Werke von Richard Wagner aufs Programm gesetzt.

Zu Beginn das Vorspiel zum ersten Aufzug der Oper LOHENGRIN WWV 75, das die Vorgeschichte der romantischen Oper in drei Akten, die Übergabe des heiligen Grals an die Menschheit durch eine Engelsschar darstellt. Diese Musik wird mit der Farbe Blau assoziiert und Yannick Nezet-Seguin, der lange, spannungsgeladene Bögen formt, zieht förmlich blau flirrende Silberfäden aus den geteilten Streichern. Richtig ätherisch flimmert es da im Großen Festspielhaus, die herrliche Musik klingt auf dem Konzertpodium natürlich noch direkter, stärker als aus dem Orchestergraben eines Opernhauses. Vor der Pause gibt es dann noch ein ungemein subtil musiziertes, fein aufgefächertes SIEGFRIED-IDYLL E-Dur WWV 103, von Wagner als Geburtstagsständchen für seine zweite Ehefrau Cosima komponiert.

Nach der Pause empfiehlt sich dann der Dirigent in beeindruckender Manier für die Bayreuther Festspiele – und hoffentlich bald wieder auch einmal als Wagner-Dirigent für die Wiener Staatsoper. Der erste Aufzug aus DIE WALKÜRE, dem ersten Tag der Tetralogie DER RING DES NIBELUNGEN, wird von Yannick Nezet-Seguin eindringlich, ganz groß, ganz stark mit leuchtendem, nahezu berauschendem Klang gestaltet. Das Orchester agiert in Hochform und auch, was die Stimmen betrifft, wird man in dieser Matinèe mit Wagner-Glück beschert. Der Kanadier John Relyea ist ein durch und durch bedrohlicher, imposanter Hunding mit schier übermächtiger Bassgewalt. Der Franzose Stanislas de Barbeyrac verfügt über eine lyrisch-dramatische, kernige, gut fokussierte Tenorstimme; mit seinem schön timbrierten Organ phrasiert er sehr gefühlvoll und mischt seinem Tenor mit geschicktem Forcieren auch die nötige Kraft und Phonation für den Siegmund bei. Großartig aber die Sieglinde der aus Südafrika stammenden Sopranistin Elza van den Heever. Ihre jugendlich-dramatische Stimme hat ein profundes Fundament, klingt sahnig-cremig und sendet in den Höhen mit herrlichem Jubelton wahre Leuchtraketen in das Große Festspielhaus.

Das Publikum dankt allen Ausführenden mit donnernden, stehenden Ovationen.

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Portait Thomas Rauchenwald
Thomas Rauchenwald
Autor des Blogs „Simply Classic“

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