Pierre-Laurent Aimard begeistert in Salzburg mit Klaviermusik von Pierre Boulez

Pierre-Laurent Aimard spielt französische Klaviermusik und Bach im Mozarteum © SF/Marco Borrelli

Anlässlich seines 100. Geburtstages, den er heuer im März gefeiert hätte, widmen die Salzburger Festspiele dem im Januar 2026 verstorbenen Komponisten und Dirigenten Pierre Boulez eine eigene Konzertreihe und gastiert im Rahmen von À PIERRE am 22. August 2025 im Großen Saal der Stiftung Mozarteum mit Boulez‘ Schüler und Freund Pierre-Laurent Aimard gewiss einer der spannendsten Pianisten unserer Tage. Der Pianist wendet sich zu Beginn mit berührenden Worten an das Publikum und widmet das Konzert dem verstorbenen Alfred Brendel.

Aimard erforscht, durchleuchtet, seziert drei Klavierwerke von Boulez auf beeindruckende Weise. Zunächst die 1954 entstandenen DOUZE NOTATIONS für Klavier – ausgeprägt, streng wie sensibel, den stark perkussiven Charakter der Stücke betonend. Besonders eindringlich geraten auch die diese erwähnten Elemente fortsetzende, zweisätzige, 1946 entstandene SONATE FÜR KLAVIER Nr. 1 sowie die souverän disponierten INCISES in der Fassung von 2001.

Ergänzt wird das Programm von vier Etüden aus DOUZE ÈTUDES von Claude Debussy und drei Stücken aus MIROIRS von Maurice Ravel. Diese Kompositionen stehen für das französische Erbe von Boulez und werden von Pierre-Laurent Aimard mit großer Klangsinnlichkeit und fließendem Klavierspiel vorgetragen.

Zum Schluss des anspruchsvollen, für den Künstler wie das Publikum fordernden Programmes dann noch QUATRE ÈTUDES DE RYTHME aus 1949/1950 von Boulez‘ Lehrer Olivier Messiaen, deren mathematisches Element das Denken und Komponieren von Boulez stark geprägt hat. Aimard, auch Schüler von Yvonne Loriod, der Ehefrau von Messiaen, lässt dieses explosive Stück wie ein Feuerwerk zünden, schade nur, dass der Steinway-Flügel an diesem Abend bisweilen scheppernd geklungen hat, was der Begeisterung des kundigen Publikums jedoch keinen Abbruch tut.

Nach dem Solistenkonzert gibt Pierre-Laurent Aimard dann noch ein Nachtkonzert zum Besten. An seinen Vorlesungen am Collège de France hat Pierre Boulez die Kunst von Johann Sebastian Bach, „eine ganze Form aus sehr wenig Material, aus einem knappen Einfall heraus“ zu gestalten, hervorgehoben. Mit einer etwas willkürlichen, nicht wirklich nachvollziehenden Auswahl aus DAS WOHLTEMPERIERTE KLAVIER (Teil II) von Bach vermag Aimard zu vorgerückter Stunde leider nicht wie gewohnt zu überzeugen, höchst spannend, interessant war’s allemal.

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Portait Thomas Rauchenwald
Thomas Rauchenwald
Autor des Blogs „Simply Classic“

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