Einem großen Impressionisten zum 150. Geburtstag

Maurice Ravel (1875 - 1937)

Geboren am 7. März 1875 in Ciboure, Dèpartement Pyrènèes-Atlantiques, gestorben am 28. Dezember 1937 in Paris, ist er ein Hauptvertreter des Impressionismus in der Musik. Vorbilder für sein musikalisches Schaffen waren vor allem die Komponisten Emanuel Chabrier, Claude Debussy und Erik Satie, neben der spanischen Volksmusik auch die französische Barockmusik sowie die Jazz- und Unterhaltungsmusik.

Als Franzose wurde er von seinen Zeitgenossen als der „spanischte aller spanischen Musiker“ bezeichnet und blieb er zeitlebens dem Baskenland, dem Herkunftsland seiner Mutter, stark verbunden.

Insgesamt fünfmal nahm er am prestigeträchtigen Wettbewerb um den von der Académie des Beaux-Arts ausgeschriebenen Prix de Rome teil; es gelang ihm jedoch nie, den ersten Preis zu gewinnen. Im Jahr 1905 kam es sogar zum Skandal: Seine Disqualifizierung bereits in der Vorrunde löste öffentliche Proteste aus.

Wegen der Kompliziertheit und Präzision seiner Werke nannte ihn Igor Strawinsky den „Schweizer Uhrmacher“ unter den Komponisten, da er mit größter Sorgfalt und Detailversessenheit lange an seinen Kompositionen arbeitete.

Bleibt er auch weitgehend der Tonalität verhaftet, erweitert er diese gelegentlich in Richtung Polytonalität, bestechend sind seine Innovationskraft und seine Meisterschaft in Klanggestaltung und Orchestration, gerühmt wird auch die Kunst der Harmonik und die der subtilen Klangfarben. Als Orchestrator studierte er sorgfältig die Möglichkeiten der einzelnen Instrumente: Seine Orchestrierungen eigener und fremder Klavierwerke, wie Modest Mussorgskys „Bilder einer Ausstellung“, überwältigen durch Brillanz und Farbenreichtum. Er selbst betrachtete sich als Klassizisten, der seine neuartigen Rhythmen und Harmonien in traditionelle Formen und Strukturen einbettete und dabei strukturelle Grenzen oft durch unmerkliche Übergänge vermischte. Wichtige Elemente seiner Musik sind die beinahe harte, an Strawinsky gemahnende Motorik sowie die rhythmische Kraft des Tanzes.

Theodor W. Adorno schrieb treffend zum Formaspekt bei ihm: „… überschaut er die Formwelt, in die er selbst gebannt ist; durchschaut sie wie Glas, aber durchstößt nicht die Scheiben, sondern richtet sich ein, raffiniert wie ein Gefangener.

Eine Darstellung seiner Meisterwerke würde den Rahmen dieses Blog-Beitrages sprengen, über die Faszination, die von seinem bekanntesten und populärsten Werk, den der Tänzerin Ida Rubinstein gewidmeten Bolèro, ausgeht, muss nichts mehr gesagt werden. Ich darf aber drei seiner Kompositionen, die ich sehr schätze, herausgreifen: Glanzleistungen und Meisterstücke der Orchestrierung stellen La Valse. Poeme Choréographique pour Orchestre, von ihm selbst als „Apotheose des Wiener Walzers“ bezeichnet, 1920 als reines Orchesterwerk uraufgeführt, und die von Sergej Diaghilev gesponserte und von Michel Fokine choreographierte, 1912 uraufgeführte Symphonie chorèographique für Orchester und wortlosen Chor Daphnis et Chloè, sein längstes, wahrscheinlich sein bestes Werk mit seinen rauschhaft üppigen Harmonien, dar. Herausragend in Kühnheit und Vielgestaltigkeit ihrer Harmonik sind die Valses nobles et sentimentales in der 1911 erstaufgeführten Klavierfassung.

Wer die farbig schillernde, in das fein mediterran glühende Licht Südwestfrankreichs getauchte Musik aus seiner Feder auf Tonträger hören möchte, seien Einspielungen von Orchesterwerken unter Ernest Ansermet, Pierre Boulez, Charles Dutoit, Jean Martinon, Pierre Monteux und Charles Munch sowie Aufnahmen von Klavierwerken, gespielt von Martha Argerich, Samson Francois, Walter Gieseking und Seong-Jin Cho empfohlen.

Morgen, am 7. März 2025, feiert die Musikwelt den 150. Geburtstag von Maurice Ravel.

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Portait Thomas Rauchenwald
Thomas Rauchenwald
Autor des Blogs „Simply Classic“

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