Im Jahr 2025 feiert die Musikwelt auch den 500. Geburtstag von Giovanni Pierluigi da Palestrina, wahrscheinlich am 17. Dezember 1525 im Latium geboren, in der Stadt Palestrina, deren Namen er auch trug. Während seines Lebens steht er in wechselnden Dienstverhältnissen an Roms Hauptkirchen, bis er 1571 zum Kapellmeister an St. Pietro berufen wird – ein Amt, das er bis zu seinem Tode am 2. Februar 1594 in Rom innehat.
Palestrina zählt zu den bedeutendsten Komponisten der Renaissance. Sein Werk umfasst rund 950 Kompositionen der Gattungen Motette, Messe, Lamentation, Hymne, Litanei sowie Madrigal. Sein persönlicher Stil, die kontrapunktische Vokalpolyphonie in der Nachfolge des franko-flämischen Schule, ist zu einem Typus geworden – dem berühmten „Palestrina-Stil“. Seine Musik war von klarer Struktur, reiner Harmonie und melodischer Schönheit geprägt. Palestrina galt als Meister des Kontrapunkts und war bekannt für seine geschickte Verwendung von polyphoner Satztechnik, seine Kompositionen wurden oft als Modell für kontrapunktische Perfektion angesehen.
Das wesentliche Ereignis in Palestrinas Leben war wohl das Konzil von Trient, das von 1545 bis 1563 stattfand. Auf diesem Kirchenkonzil wurden Reformen beschlossen, die auch die Kirchenmusik betrafen. Palestrinas Musik wurde als vorbildlich angesehen und trug maßgeblich dazu bei, dass die polyphone Musik weiterhin in der liturgischen Musik Verwendung fand.
Eine seiner Messen ist zum Mythos stilisiert geworden: Papst Marcellus, hocherzürnt über den Missbrauch der Musik in der Liturgie, über die Unverständlichkeit der Texte, soll eines Tages beschlossen haben, allen Gesang aus der Kirche zu verbannen. Und Palestrina soll dann eben rasch eine Messe geschrieben haben, um den Papst vom Gegenteil zu überzeugen. Als dann der Papst die Messe hörte, habe er seine Meinung geändert und Palestrinas Messe sei deshalb MISSA PAPAE MARCELLI genannt worden sein. Aus dieser musikalischen Legende hat, nebenbei erwähnt, der Komponist Hans Pfitzner auch eine Oper gemacht, den 1917 uraufgeführten PALESTRINA, worin sogar Engel auftreten, die Palestrina Musik von überirdischer Schönheit diktieren.
Und auch wenn diese Überlieferung, was das Konzil und die Messe betrifft, nicht den Tatsachen entsprechen sollte, bleibt Palestrinas Bedeutung für die nachtridentinische Kirchenmusik unbestritten: Die Reinheit ihrer Satztechnik, die Ausgewogenheit ihrer musikalischen Mittel, die Natürlichkeit des Textvortrages setzten ein Regelsystem für die katholische Kirchenmusik, das bis ins 18. Jahrhundert hinein gültig blieb.
Und als später Stimmen laut wurden, die den Einzug eines gewissen frivolen Tonfalls aus dem Opernhaus in die Kirche beklagten, da war es wiederum Palestrina, den man im Streit posthum zum Retter erkor. Die kirchenmusikalische Reformbewegung des 19. Jahrhunderts berief sich ebenfalls auf ihn, um den angeblich verweltlichten Kirchenstil zu reinigen.
Diese Erinnerung an den „Retter der Kirchenmusik“ soll eine CD-Empfehlung abrunden: PALESTRINA. MISSA PAPAE MARCELLI / MOTETTEN, erschienen bei der DGG, worauf der älteste Chor der Welt, der Päpstliche Chor der Sixtinischen Kapelle, unter der Leitung des Dirigenten Massimo Palombella ausschließlich Werke von Giovanni Pierluigi da Palestrina präsentiert. Das sind, neben der berühmten, oben zitierten Messe, wunderbare mehrstimmige Gesänge – aufnahmetechnisch vom Feinsten, aufgrund des Aufnahmeortes, den riesigen Raum des Petersdomes, mit toller Raumakustik und ganz großem Stimmklang.