Dem „Walzerkönig“ zum 200. Geburtstag

Johann Strauss (Sohn), der "Walzerkönig", feiert am 25. Oktober 2025 seinen 200. Geburtstag

Seine Walzer, Polkas, Märsche und Operetten begeistern die ganze Welt, wahrscheinlich war er der erste internationale Superstar überhaupt, sein Walzer „An der schönen blauen Donau“ ist die heimliche Hymne der Republik Österreich: am 25. Oktober 2025 feiert die Musikwelt den 200. Geburtstag von Johann Strauss (Sohn), genannt der „Walzerkönig“, sein Werk wird in Wien das ganze Jahr über gebührend gepflegt.

1)

An seinem Geburtstag bringt die Wiener Volksoper in Kooperation mit „Johann Strauss 2025 Wien“ eine Neuproduktion seiner komischen Operette EINE NACHT IN VENEDIG, entstanden im Hinblick auf die Wiener Venedig-Mode, die ihren Höhepunkt im Themenpark „Venedig in Wien“ hatte, zur Premiere. Das sowohl 1883 bei der Berliner Uraufführung als auch bei der Wiener Erstaufführung im Theater an der Wien verrissene Libretto stammt von F. Zell und Richard Genèe, bedauerlicherweise gerät die an der Volksoper nun gespielte Neufassung der Dialoge von Fabian Pfleger nicht wirklich besser. Diese Premiere der achten Inszenierung des Stückes an der Volksoper ist die 524. Vorstellung der Operette am Haus, als ein Höhepunkt des Johann-Strauss-Jahres in Wien kann sie bedauerlicherweise nicht angesehen werden.

Auch wird der aktuellen Intention der Wiener Volksoper, die Operette neu auf die Bühne zu bringen, ohne an den Grundfesten des Genres zu rütteln, mit dieser Neuinszenierung wenig gerecht. Regisseurin Nina Spijkers setzt zwar auf Frauenpower und dem Streben nach Sinnenlust und Sinnengenuss, zeigt eine ausufernde Realitätsflucht in Illusionen oder Vergnügungen, das ganze allein der Unterhaltung dienende Potpourri gipfelt aber in belanglosem, überbordendem Klamauk und entbehrt leider jeglichen Charmes der klassischen Wiener Operette. Aufklapp-Bilderbücher mögen für das Bühnenbild von Dennis Vanderbroeck Pate gestanden sein, die Kostüme von Jorine van Beek sind im Gestern, Heute und irgendwo dazwischen angesiedelt, am Höhepunkt gibt`s ein Gschnasfest aller möglichen Figuren aus Politik, Comic, Film und Showbusisness u. v. m., von Donald Trump über Superman und Supergirl, Batman und Joker, über Elvis Presley zu Marilyn Monroe, etc. . Schwungvoll rasant, überaus bewegungsfreudig gerät die Choreografie von Tim van’t Hof, was dieses grellbunte Panoptikum allerdings mit Johann Strauss‘ Operette zu tun hat, bleibt dahingestellt.

Das Werk wird in seiner originalen Instrumentation gespielt – auf Grundlage der Wiener Fassung, erweitert um Nummern aus Bearbeitungen von Erich Wolfgang Korngold 1923, Ernst Marischka 1948 und Walter Felsenstein 1954. Was die musikalische Umsetzung betrifft, musiziert das Orchester der Wiener Volksoper gediegen unter der musikalischen Leitung von Alexander Joel, was spritzige Leichtigkeit und Schwelgen in der Melodieseligkeit von Strauss angeht, gibt es Luft nach oben. Die stimmlichen Leistungen – Lucian Krasznec als Herzog von Urbino, David Kerber als Caramello und Johanna Arrouas als Annina sind rollendeckend ausbaufähig, glücklicherweise gibt es zwei Erzkomödianten auf der Bühne zu sehen, Ulrike Steinsky als Barbara und Jakob Semotan als Pappacoda, überwiegend übertrieben komisch agiert Juliette Khalil als Ciboletta.

2)

Johann Strauss, der nach Anfangsschwierigkeiten – zunächst stand er im Schatten seines Vaters, liebäugelte auch mit der Revolution, wurde vom Wiener Hof erst spät, 1863, angenommen – letztlich vom Erfolg verwöhnte Superstar, hatte aber auch seine anderen, dunklen Seiten. Der Erfolgsstress, die langen Nächte, all das blieb für den Komponisten gesundheitlich nicht ohne Folgen. Auf der Bühne brach er oft zusammen und war tagelang nicht erreichbar. Einerseits feierte er als Komponist und Musiker große Erfolge in Europa, Russland und Amerika, andererseits quälten ihn Selbstzweifel und Minderwertigkeitskomplexe, was aus Briefen an seine Frauen hervorgeht. Insgesamt war Strauss dreimal verheiratet, seine Biografie prägen aber auch diverse andere Liebschaften.

Seit 1856 war er jahrelang nach Pawlowsk bei St. Petersburg gereist, um vor dem Zaren und russischen Adligen zu spielen, wo er auch die russische Aristokratin Olga Smirnitzkaja kennen und lieben gelernt hatte. Diese Episode seiner Biografie verarbeitet Schauspieler und Autor Michael Dangl in einem großartigen, 2025 im Braumüller Verlag, ISBN-13: 978-3-99200-383-9, erschienen Roman mit dem Titel DER WALZERMACHER. Der Komponist erschließt sich den LeserInnen darin als ein ganz anderer Charakter, lässt uns in einer schonungslosen, auch ironischen wie wütenden Selbstanklage in sein Herz schauen: in der unerfüllten Liebe zu Olga erscheinen seine Erkrankungen, Sonderlichkeiten und Zusammenbrüche in einem neuen Licht. Das Buch ist absolut lesenswert!

Themenschwerpunkte
Portait Thomas Rauchenwald
Thomas Rauchenwald
Autor des Blogs „Simply Classic“

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