Das Konzert für Klavier und Orchester Nr. 3 C-Dur op. 26, komponiert 1916/17, uraufgeführt 1921, mit dem Komponisten als Solisten, von Sergej Prokofjew zählt zu den fantasievollsten wie konzentriertesten seiner Werke, weil Lyrik wie Motorik vereinend. 1967 hat die argentinisch-schweizerische Pianistin Martha Argerich eine Aufnahme von diesem Konzert gemacht, die immer noch zu den besten davon überhaupt zählt. Mittlerweile mit Status und Nimbus einer Grande Dame des Klaviers geadelt, zählt die Künstlerin zu den berühmtesten KlaviervirtuosInnen der Gegenwart und steht nun genanntes Konzert mit ihr als Solistin am Programm des ersten Abonnementkonzertes der Wiener Philharmoniker in der Saison 2025/26 am Vormittag des 21. September 2025. Das pianistische Feuerwerk, das die junge Pianistin Ende der 1960er-Jahre auf Schallplatte vernehmen ließ, zündet sie auch als reife Künstlerin noch immer – man ist zu Superlativen wie großartige bzw. phänomenal geneigt, so verhaftet ist die Pianistin mit Motorik und Perkussivität dieses Werkes.mIhr zwingendes, in allen Nuancen funkelndes Klavierspiel ist nach wie vor an Brillanz und Rasanz kaum zu übertreffen, frei von jeglichem artistischen Beiwerk, vorwärtsdrängend, werkimmanent nüchtern wie ungemein kraftvoll. Die Klavierwogen türmen sich nur so im Goldenen Saal, Läufe, Glissandi perlen nur so dahin, die harschen Akkorde meißelt sie kompromisslos aus dem Steinway, hat aber auch die nötige, innere Ruhe, wo die Musik lyrisch kantabel fließt. Tugan Sokhiev am Pult des in allen Gruppen sehr gut aufgestellten Orchesters ist ihr ein gebender wie fordernder Partner, das Musizieren mit ihm scheint Martha Argerich sichtlich Spaß zu machen. Ovationen nach einem voll von Frische, Schwung und Spannung interpretierten Prokofjew, von denen sich die große Pianistin zu einer Zugabe von Domenico Scarlatti, präzise wie ein tickendes Uhrwerk gespielt, hinreißen lässt.
Nach der Pause laden die Wiener Philharmoniker und Tugan Sokhiev – die Chemie zwischen Dirigenten und Orchester stimmt, was sicht- wie hörbar ist – ein, Charaktere und Handlung des gespielten Werkes als Kopfkino zu genießen: PETRUSCHKA von Igor Strawinsky, in der Originalfassung aus 1911, im selben Jahr von Pierre Monteux in Paris uraufgeführt, erklingt im Goldenen Saal des Wiener Musikvereins. Virtuos dirigiert, entfaltet das Orchester einen ungeheuren Farbenreichtum an diesem philharmonischen Vormittag, aus den Soli ragt die Querflöte heraus, lediglich die Trompete klingt bisweilen etwas unsauber. Oft als rein hohe Dosis dissonanter Akkorde in einer zynischen Umgebung wie als makabre Pantomime missverstanden, lotet Sokhiev das Werk mit dem Orchester deutlich reich aus und präsentiert Petruschka höchst differenziert wie raffiniert, dennoch stark rhythmisch und streckenweise betont lyrisch. Nicht nur vom Publikum, auch vom Orchester erntet Sokhiev deutlichen Zuspruch für seine gekonnte, gelungene Interpretation.