Christian Gerhaher mit nahezu vollendetem Liedgesang von Robert Schumann

Christian Gerhaher nach seinem Schumann-Liederabend im Haus für Mozart © SF/Marco Borrelli

Seine Liederabende sind zurzeit ganz Robert Schumann gewidmet, so auch am 28. Juli 2025 im Haus für Mozart bei den Salzburger Festspielen, wo, um es gleich vorgweg zu nehmen, Christian Gerhaher wieder einmal Maßstäbe der Interpretation und Gestaltung, was Liedgesang betrifft, setzt. Den Schwerpunkt dieses reinen Schumann-Abends bilden Lieder auf Texte von Heinrich Heine: Der Liederkreis op. 24 und die Dichterliebe op. 48 stellen reine Heine-Zyklen dar, noch zu erleben sind Sechs Gedichte aus dem Liederbuch eines Malers von Reinick op. 36 mit Texten auf Robert Reinick, die Romanzen und Balladen I op. 45 sowie Die Romanzen und Balladen II op. 49 enthalten neben Liedern auf Heine-Texte auch Lieder auf Texte von Joseph von Eichendorff und Abraham Emanuel Fröhlich.

Was Liedgesang betrifft, bewegt sich Christian Gerhaher mittlerweile auf einsamen Höhen, ist im Liedolymp angekommen, Wortdeutlichkeit und Textverständlichkeit geraten exemplarisch, dazu kommt ein enormer stimmlicher Ausdruck, noch verstärkt durch seinen Hang zum Deklamieren, was den Liedern von Schumann als Gipfelwerke der musikalischen Romantik und in ihrer einzigartigen Verbindung von Text und Musik zusätzlich entgegenkommt. Überzeugend bis in alle Nuancen ist auch die Schönheit seines edlen, hellen Bariton-Timbres, basierend auf kerngesundem Fundament der Stimme in der Tiefe, die exzellent geführte Stimme droht nicht einmal ansatzweise aus dem Fokus zu rutschen.

Am beeindruckendsten gerät die abschließende Dichterliebe op. 48, wo Gerhaher durch Schlichtheit wie Schnörkellosigkeit besticht, großartig auch, wie er den emotional extremistischen Schumann mit seiner höchst nuancierten Tongebung behandelt. Weitere Höhepunkte des künstlerisch hochwertigen Programms sind noch die Romanzen und Balladen II op. 49 sowie „Schöne Wiege meiner Leiden“ aus dem Liederkreis op. 24, „Abends am Strand“ aus Romanzen und Balladen I op. 45 sowie „Dichters Genesung“ und „Liebesbotschaft“ aus op. 36.

Begleitet wird Christian Gerhaher von Gerold Huber, mit dem ihn bereits seit Studienzeiten eine enge künstlerische Partnerschaft auf dem Konzertpodium verbindet, der trotz seiner hohen Subtilität dieses Mal etwas weniger brillant als gewohnt am Flügel in Erscheinung tritt. Mit drei Zugaben aus dem Liedschaffen von Robert Schumann bedanken sich Gerhaher und Huber beim begeisterten Publikum.

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Portait Thomas Rauchenwald
Thomas Rauchenwald
Autor des Blogs „Simply Classic“

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