Oper! Awards 2025: DER IDIOT von den Salzburger Festspielen zur besten Produktion gewählt!

DER IDIOT - Salzburger Festspiele 2024: Ausrine Stundyte und Bogdan Volkov © SF / Bernd Uhlig

Die Produktion von Mieczysław Weinbergs Oper DER IDIOT bei den Salzburger Festspielen 2024 wurde bei den Oper! Awards 2025 in Brüssel zur Aufführung des Jahres gewählt und wurde die Auszeichnung von Intendant Markus Hinterhäuser vergangenen Freitag im Théâtre Royal de la Monnaie persönlich entgegengenommen, der „neben der Bedeutung des Werks die exzellente Regiearbeit von Krzysztof Warlikowski sowie die herausragenden musikalischen Leistungen der Sängerinnen und Sänger sowie von Mirga Gražinytė-Tyla am Pult der Wiener Philharmoniker“ unterstreicht.

Die Jury hat dabei ihre Wahl wie folgt begründet: „Es ist ein politisches Stück, das letzte von sieben Opernwerken eines Komponisten, der mitsamt seinem Œuvre beinahe unbemerkt untergegangen wäre im Mahlstrom der Katastrophen des 20. Jahrhunderts. Verhandelt wird die Ohnmacht des guten Menschen in einer von Gier, Nihilismus und Dekadenz geprägten Gesellschaft. Schockierend dicht hat Krzysztof Warlikowski diese Parabel in Szene gesetzt in einem horizontal beweglichen Bühnenraum, perfekt für Simultanszenen. Atemraubend lebenswahr die Aktionen des Spitzen-Sängerensembles, bezwingend poetisch die Identifikation der Dirigentin Mirga Gražinytė-Tyla mit der Partitur. Ja, genau dafür gibt es Festspiele! Um verlorene Meisterwerke fürs Repertoire zu gewinnen …“

Musiktheater vom Feinsten bei den Salzburger Festspielen stellt die Produktion DER IDIOT von Mieczyslaw Weinberg in der Felsenreitschule vom Sommer 2024 dar. Weinberg, dessen musikalische Sprache zwar stark von seinem Förderer Dmitri Schostakowitsch geprägt ist, findet einen überzeugenden, eigenen Stil, der Groteske, Hysterie und allzu Schrilles in der Instrumentierung vermeidet. Derart entstehen fließende Linien – prädestiniert für das wohl beste Opernorchester überhaupt, die Wiener Philharmoniker, die für diese Produktion zum ersten Mal mit der litauischen Dirigentin Myrga Grazinyte-Tyla zusammenarbeiten, die sich viel Zeit für diese Musik nimmt und damit dem Werk aufmerksam, engagiert wie höchst empfindsam und differenziert auf den Grund geht. Für die Hauptfigur, Fürst Lew Nikolajewitsch Myschkin, hat Weinberg feintenorale Endloskantilenen geschaffen, die Bogdan Volkov mit lyrischer Emphase einfach perfekt vorträgt, Leben und Leiden dieses Schmerzensmannes stimmlich in allen Nuancen grandios gestaltend. Glücklicherweise dringt sein obertonreicher Tenor dank gekonnter Stimmführung und tatkräftiger Unterstützung vom Pult immer durch das Orchester, hervorzuheben ist auch das atemberaubende, eindringlich intensive Spiel des Sängers. Die Regiearbeit des polnischen Film- und Musik-Theaterregisseurs Krzysztof Warlikowski, gewohnt zwischen Symbolik und Realismus changierend, setzt dieses Mal so gar nicht auf Überfrachtung, sondern lässt auf der großen Bühne ein exaktes, feinnerviges Kammerspiel ablaufen, wodurch die Verunsicherung, die Fürst Myschkin mit seiner friedfertigen Art wie Aura bei seiner Umgebung bewirkt, noch stärker und kontrastreicher zum Ausdruck kommt. Erstaunlich, wie es dieser Regisseur schafft, in Zeiten zunehmenden Unsinnswustes, was Opernregie betrifft, mit seinen kühnen Arbeiten doch immer ganz am Werk, am Text, an der Musik zu bleiben.

Im Rahmen der Preisverleihung wurden – u. a. – noch Tobias Kratzer als „Bester Regisseur“ für seine Inszenierungen von „Die Passagierin“ von Mieczysław Weinberg sowie „Das Rheingold“ von Richard Wagner an der Bayerischen Staatsoper gekürt. Beste Sängerin ist Corinne Winters, bester Sänger Klaus Florian Vogt, bester Dirigent Pablo Heras-Casado. Der Altmeister unter den Regisseuren Peter Konwitschny wurde für sein Lebenswerk ausgezeichnet. Als bestes Opernhaus wird La Monnaie / De Munt in Brüssel präsentiert.

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Portait Thomas Rauchenwald
Thomas Rauchenwald
Autor des Blogs „Simply Classic“

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